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Kolumne des Monats
"Gedanken über das Gedenken an Flucht und Vertreibung Millionen Deutscher..." von Heiko Hendriks, Vorsitzender der OMV NRW, ehem. MdL Anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni veröffentlichen wir heute einen Beitrag zum Thema "Wie wichtig ist das Gedenken an Flucht und Vertreibung?" Im Rechtswesen des antiken Roms gab es einen Leitsatz. Dieser Leitsatz lautet „Iustitia tempus ignorat“. Dies bedeutet übersetzt so viel wie: Das Unrecht kennt keine Zeit. Der Bund der Vertriebenen (BdV) hatte einmal ein Jahresmotto, das Ähnliches ausgesagt hat: Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute. Ich füge gerne hinzu, nur wer Geschichte, somit auch die Geschichtsfakten über die deutsche Vertreibung aus dem deutschen historischen Osten, kennt, kann aus ihr lernen. Heute müssen wir leider feststellen, dass das historische Wissen im Allgemeinen, aber insbesondere auch das Wissen über diesen Teil der deutschen bzw. europäischen Geschichte - vorsichtig formuliert - unterentwickelt ist. Ergänzt wird dies oftmals noch, durch bewusst platzierte, scheinbare historische Fakten, die in Gesamtzusammenhänge eingeflochten werden, die einer näheren Überprüfung – wenn diese überhaupt stattfindet – nicht nur nicht standhalten, sondern dazu dienen, Geschichte Stück für Stück umzuschreiben. Allein dies macht deutlich, dass ein Gedenken an Flucht und Vertreibung Millionen Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch wichtig ist, beziehungsweise sogar immer wichtiger wird! Vergessen, verdrängen oder ignorieren waren und sind noch nie ein guter Ratgeber gewesen. Lassen sie mich deshalb noch einmal einen kurzen Blick in die Geschichte werfen und vor allem auch noch einmal die Bedeutung von Flucht und Vertreibung für unser Bundesland Nordrhein-Westfalen hervorheben. Unser 1946 gegründetes Bundesland wurde in 1950er Jahren – mit Recht - auch „Flüchtlingsland der Bundesrepublik“ genannt. Hier lebten die meisten Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (etwa 2,4 Mio.) sowie Flüchtlinge aus der sogenannten DDR. Dazu einige wenige Fakten: · - 1949 war jeder neunte Bergmann ein Vertriebener. Das Bundesvertriebenengesetz hat nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges mit Eingliederungshilfen für 12 Mio. Vertriebene und 4,5 Mio. Aussiedler einen wichtigen Beitrag zur Integration, aber auch zur Versöhnungsarbeit geleistet. Es hat wichtige Voraussetzungen dafür geliefert, dass die deutschen Vertriebenen und ihre Verbände aktiv am Wiederaufbau des Landes, an der Pflege der eigenen Kultur und Traditionen und an der Verständigung mit den Nachbarn im Osten mitwirken konnten. Und auch und gerade für Nordrhein-Westfalen kann man feststellen: Die Integration von Millionen von Heimatvertriebenen und Aussiedlern war und ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Es gibt viele Möglichkeiten, einerseits die Leistungen der Vertriebenen und Aussiedler zu würdigen, anderseits – u.a. in diesem Zusammenhang – historische Fakten, insbesondere auch für die nachfolgenden Generationen, zu vermitteln. Leider hat die rot-grüne Landesregierung dies in ihrer Regierungszeit von 2010 -2017 nur unzureichend genutzt. Dass Begriffe wie „Vertriebene“ und „Aussiedler“ weder im Koalitionsvertrag noch in der Regierungserklärung von 2012 vorkamen, war nur die Spitze eines Eisberges. Denn leider wurde auch z.B. die Patenschaft mit den Siebenbürger Sachsen nicht wirklich gelebt und die bewährte Praxis vieler Landesregierungen, bei Delegationsreisen in die Herkunftsländer ausgewählte Vertriebenen-Vertreter mitzunehmen, wurde nicht praktiziert. Eine NRW- Landesregierung muss sich meines Erachtens an folgenden drei grundsätzlichen Punkten orientieren. Denn, ich bleibe dabei: Nur wer Geschichte kennt, kann auch aus ihr lernen! Folgerichtig wäre somit auch, im Schulunterricht viel stärker dieses Thema zu behandeln. Selbstverständlich eingebettet in die Geschichte Europas des 20. Jahrhunderts. Wenn laut repräsentativer wissenschaftlicher Erhebungen 2016 nur jeder fünfte Abiturient das Unrecht der deutschen Vertreibung aus dem heutigen historischen Osten kennt, sollte dies uns allen zu denken geben. Denn schon der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Cicero merkte vor Christi Geburt an – „ Historia magistra vitae“ – „Geschichte (ist) die Lehrmeisterin des Lebens“! Aber aus der Geschichte Lehren zu ziehen, bedingt – und ich wiederhole mich gerne – sie zu kennen.
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